MANIFEST
Wo bleibt der Raum dafür, daß wir uns überhaupt wirklich begegnen, auch Schwarze deutsche Frauen, jüdische Frauen und Migrantinnen?
– Ekpenyong Ani “Brüche” in AufBrüche 1999
Wir sind Bündnis Kompliz*innen.
Wir gründen uns auf gemeinsamen Erfahrungen als von Rassismus und/oder Antisemitismus betroffene FLINTA in Deutschland. Diese Erfahrungen bilden die Grundlage für unsere feministische Praxis. Als Kompliz*innen sind wir eng miteinander verbunden. Wir verstehen Kompliz*innenschaft als eine Einladung, gemeinsam über die Form und das Verständnis der feministischen Zusammenarbeit nachzudenken. Wir unterstützen uns und entwickeln gemeinsam Forderungen. Wir treten gemeinsam gegen Rassismus, Antisemitismus, Patriarchat, Klassenunterdrückung und Queerfeindlichkeit ein.
Die Geschichte hat immer wieder gezeigt, dass Unterdrückungen miteinander verwoben sind. Rechtsmotivierte terroristische Anschläge wie die in Halle oder Hanau zeigen, dass Rassismus, Antisemitismus und Antifeminismus rechte Ideologien prägen. Daher müssen diese Unterdrückungsformen zusammengedacht werden. In Zeiten des rechten Terrors sind feministischer Zusammenhalt und Allianzbildungen essentiell. Geschichtlich betrachtet haben jüdische, Schwarze und migrantisierte Feminist*innen schon lange Seite an Seite für ihre Rechte gekämpft.
Wir kämpfen nicht für uns alleine.
I am not free while any woman is unfree, even when her shackles are very different from my own. And I am not free as long as one person of Color remains chained.
— Audre Lorde “The Uses of Anger: Women Responding to Racism” 1981
Unsere Kämpfe sind miteinander verbunden. Wir sind fest entschlossen, uns in den Kämpfen und Geschichten unserer Kompliz*innen zu verorten. Wir werden gemeinsam aktiv und beziehen Position.
Wir haben einen langen Atem.
Wie schwierig Bündnispolitik ist und wie sehr sie in den Anfängen steckt, zeigte sich für uns darin, daß wir in diesem Buch noch nicht über langfristige und tragfähige Koalitionen im deutschsprachigen Raum schreiben konnten.
— Ika Hügel-Marshall, Chris Lange, May Ayim, Ilona Bubeck, Gülsen Aktas, Dagmar Schultz. “An unsere LeserInnen”
Entfernte Verbindungen 1993
Wir verstehen unsere Arbeit nicht als neu, sondern eingebettet in die Geschichte feministischer Bündnisse. Lange wurde der Schwarze, migrantische und jüdische Feminismus in der dominanten Narrative des Feminismus in Deutschland ausgelassen. Wir möchten aus den Erfahrungen der feministischen Bündniskonferenzen der 1980er und 90er Jahre lernen, die von jüdischen, Schwarzen und migrantisierten Frauen organisiert worden sind. Wir möchten die gegenwärtige feministische Zusammenarbeit stärken, die nicht nur von einem Gemeinsamen ausgeht, sondern auch von unseren Unterschieden.
Wir respektieren einander.
Gleichzeitig erkennen wir an, dass intersektionale Bündnisse nicht frei von Unsicherheiten, Widersprüchen und Konflikten sind. Wir akzeptieren diese Tatsache und sind bereit, mit dieser Herausforderung umzugehen. Denn wir sind fest davon überzeugt, dass wir nur zueinander finden können, wenn wir auch Wege finden, miteinander zu streiten und anderer Meinung zu sein. Jedoch immer nur unter der Bedingung, dass dies nicht unsere gemeinsamen Ziele und Werte untergräbt. Wir sind uns einig, dass wir zueinander stehen und aufeinander aufpassen.
Wir lernen und verlernen.
Wir schaffen Räume, in denen wir uns begegnen können, um über Unterschiede, Gemeinsamkeiten, Visionen und Unsicherheiten zu sprechen. Durch das aktive Zuhören, eine kontinuierliche Reflexion und gegenseitige Sensibilisierung formen wir eine gemeinsame Haltung. Wir erkennen Komplexitäten und Widersprüche an und verlernen scheinbare Gewissheiten. Wir widersprechen den Narrativen der Dominanzgesellschaft und lassen uns nicht auseinander dividieren.
WIR SIND EINANDER KOMPLIZ*INNEN.
Wir sind:
Meryem Choukri forscht, schreibt und arbeitet zu Archiven, Erinnerung und intersektionalem Feminismus.
Thu Hoài Tran arbeitet an der Schnittstelle von Theater, Wissenschaft und Empowerment zu Themen wie Wut, Trauer und performative Widerstands- und Solidaritätspraxen.
Miriam Yosef forscht zu Critical Race Theory und beschäftigt sich in ihren künstlerischen Arbeiten mit verwobenen diasporischen Narrativen, Widerständigkeit & Entfremdung.
© Bündnis Kompliz*innen
MANIFEST
Wo bleibt der Raum dafür, daß wir uns überhaupt wirklich begegnen,
auch Schwarze deutsche Frauen, jüdische Frauen und Migrantinnen?
– Ekpenyong Ani “Brüche” in AufBrüche 1999
Wir sind Bündnis Kompliz*innen.
Wir gründen uns auf gemeinsamen Erfahrungen als von Rassismus und/oder Antisemitismus betroffene FLINTA in Deutschland. Diese Erfahrungen bilden die Grundlage für unsere feministische Praxis. Als Kompliz*innen sind wir eng miteinander verbunden. Wir verstehen Kompliz*innenschaft als eine Einladung, gemeinsam über die Form und das Verständnis der feministischen Zusammenarbeit nachzudenken. Wir unterstützen uns und entwickeln gemeinsam Forderungen. Wir treten gemeinsam gegen Rassismus, Antisemitismus, Patriarchat, Klassenunterdrückung und Queerfeindlichkeit ein.
Die Geschichte hat immer wieder gezeigt, dass Unterdrückungen miteinander verwoben sind. Rechtsmotivierte terroristische Anschläge wie die in Halle oder Hanau zeigen, dass Rassismus, Antisemitismus und Antifeminismus rechte Ideologien prägen. Daher müssen diese Unterdrückungsformen zusammengedacht werden. In Zeiten des rechten Terrors sind feministischer Zusammenhalt und Allianzbildungen essentiell. Geschichtlich betrachtet haben jüdische, Schwarze und migrantisierte Feminist*innen schon lange Seite an Seite für ihre Rechte gekämpft.
Wir kämpfen nicht für uns alleine.
I am not free while any woman is unfree, even when her shackles are very different from my own. And I am not free as long as one person of Color remains chained.
— Audre Lorde “The Uses of Anger: Women Responding to Racism” 1981
Unsere Kämpfe sind miteinander verbunden. Wir sind fest entschlossen, uns in den Kämpfen und Geschichten unserer Kompliz*innen zu verorten. Wir werden gemeinsam aktiv und beziehen Position.
Wir haben einen langen Atem.
Wie schwierig Bündnispolitik ist und wie sehr sie in den Anfängen steckt, zeigte sich für uns darin, daß wir in diesem Buch noch nicht über langfristige und tragfähige Koalitionen im deutschsprachigen Raum schreiben konnten.
— Ika Hügel-Marshall, Chris Lange, May Ayim, Ilona Bubeck, Gülsen Aktas, Dagmar Schultz. “An unsere LeserInnen” Entfernte Verbindungen 1993
Wir verstehen unsere Arbeit nicht als neu, sondern eingebettet in die Geschichte feministischer Bündnisse. Lange wurde der Schwarze, migrantische und jüdische Feminismus in der dominanten Narrative des Feminismus in Deutschland ausgelassen. Wir möchten aus den Erfahrungen der feministischen Bündniskonferenzen der 1980er und 90er Jahre lernen, die von jüdischen, Schwarzen und migrantisierten Frauen organisiert worden sind. Wir möchten die gegenwärtige feministische Zusammenarbeit stärken, die nicht nur von einem Gemeinsamen ausgeht, sondern auch von unseren Unterschieden.
Wir respektieren einander.
Gleichzeitig erkennen wir an, dass intersektionale Bündnisse nicht frei von Unsicherheiten, Widersprüchen und Konflikten sind. Wir akzeptieren diese Tatsache und sind bereit, mit dieser Herausforderung umzugehen. Denn wir sind fest davon überzeugt, dass wir nur zueinander finden können, wenn wir auch Wege finden, miteinander zu streiten und anderer Meinung zu sein. Jedoch immer nur unter der Bedingung, dass dies nicht unsere gemeinsamen Ziele und Werte untergräbt. Wir sind uns einig, dass wir zueinander stehen und aufeinander aufpassen.
Wir lernen und verlernen.
Wir schaffen Räume, in denen wir uns begegnen können, um über Unterschiede, Gemeinsamkeiten, Visionen und Unsicherheiten zu sprechen. Durch das aktive Zuhören, eine kontinuierliche Reflexion und gegenseitige Sensibilisierung formen wir eine gemeinsame Haltung. Wir erkennen Komplexitäten und Widersprüche an und verlernen scheinbare Gewissheiten. Wir widersprechen den Narrativen der Dominanzgesellschaft und lassen uns nicht auseinander dividieren.
WIR SIND EINANDER KOMPLIZ*INNEN.
Wir sind:
Meryem Choukri forscht, schreibt und arbeitet zu Archiven, Erinnerung und intersektionalem Feminismus.
Thu Hoài Tran arbeitet an der Schnittstelle von Theater, Wissenschaft und Empowerment zu Themen wie Wut, Trauer und performative Widerstands- und Solidaritätspraxen.
Miriam Yosef forscht zu Critical Race Theory und beschäftigt sich in ihren künstlerischen Arbeiten mit verwobenen diasporischen Narrativen, Widerständigkeit & Entfremdung.
© Bündnis Kompliz*innen